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"Haben Hühner eine angeborene Vorliebe für runde Körner?"

Einführungsaufgabe zur beurteilenden Statistik. Die Aufgabenidee verdanke ich dem Buch "Stochastik" von Arthur Engel.
Inzwischen breit ausgeführt in meinem Buch "Mathematik sehen und verstehen"

Mathix arbeitet nun am Konrad-Lorenz-Institut als Verhaltensforscher.

Schritt 1 Anlass und Planung

Weil erwachsene Hühner fast ausschließlich auf runde Körner picken fragen die Forscher, ob das ein erlerntes oder ein angeborenes Verhalten ist. Sie planen, frisch geschlüpften Küken Kreis- und Dreiecks-Attrappen vorzulegen.

Schritt 2 Pickversuch

Das Küken pickt n-mal, dabei trifft es klar entscheidbar Kreis oder Dreieck. (Die Attrappen dürfen sich nicht überlappen.)

Die Wahrscheinlichkeit p, einen Kreis zu picken, ist für jedes Picken gleich,

Damit ist der Pickversuch eine Bernoullikette und die Verteilung der Zufallsgröße X=Anzahl der gepickten Kreise ist die Binomialverteilung.

Schritt 3 Formulierung der Hypothesen

Nullhypothese H0 : Die Küken haben keinerlei angeborene Vorliebe,
p ist (höchstens) gleich dem Anteil der Kreise unter allen Attrappen, p=30% [mehr zur Auswahl von p=0.3]

Forschungshypothese H1: Die Vorliebe für Kreise ist angeboren, p ist größer als es dem Anteil der Kreise nach sein dürfte, p>30%
Schritt 4 Beobachtung und Rechnungen unter H0

Mathix beobachtet, wie ein Küken schlüpft und 5-mal pickt, dabei sind 3 Kreise.

Gemäß H0 ist n=5, k=3 und p=0,30, Histogramm und Tabelle rechts.

Das kritische Gebiet ist {3,4,5}, die Beobachtung und alle im Sinne von H1 noch günstigeren Fälle. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ergebnis im kritischen Gebiet liegt, ist P(X >=3)=0,1323+0,0284+0,0024= 0,1631=16%

Diese Irrtumswahrscheinlichkeit ist viel zu hoch.

Mit diesem Versuch kann man gar nichts beweisen. (Auch nicht H0 !!)


tabell20.gif (4893 Byte) histo20.gif (2575 Byte)Schritt 4 nochmals
Zweite Beobachtung und Rechnungen unter H0

Mathix beobachtet nochmals, wie ein Küken schlüpft und 20-mal pickt, dabei sind 12 Kreise.

Gemäß H0 ist n=20, k=12 , p=0.30  und es gilt folgende Verteilung:

Das kritische Gebiet ist {12,13,...20}, die Beobachtung und alle im Sinne von H1 noch günstigeren Fälle. 
P(X &gt; 12) = 1-P(X11) =  1-0,9949 = 0,0051=0,5%<0,6%

Diese Irrtumswahrscheinlichkeit ist sehr klein.

Antworten (alternativ)

Anmerkung: n=10, k=6 kann gut vorher noch betrachtet werden. Beachten Sie, dass bei dieser Beispielserie n und k stets im gleichen Verhältnis stehen.


Bei Arthur Engel war die Wahrscheinlichkeit unter Ho p=1/2. Das ist lernpsychologisch ungünstig, da sich dann in den Köpfen festsetzt: Zufall-also 1/2. Das darf für ein Einführungsbeispiel aber nicht sein. p unter Ho ist durch den Anteil der runden Attrappen gegeben und obige 30% haben sich bewährt. Wenn man extra weniger Kreise anbietet, ist der Effekt "sie picken mehr Kreise" -wenn er denn besteht- leichter statistisch nachweisbar.

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